4. Helmut Kohl/ CDU-Spendenaffäre

4. Leserbrief an den Tagesspiegel vom 3.2.2000 (nicht veröffentlicht)

Thema: Helmut Kohl/ CDU-Spendenaffäre

Eigentlich müsste ich unserem Altbundeskanzlers dankbar sein, hat er doch mein in den letzten Jahren aus den Fugen geratenes Weltbild wieder zurechtgerückt. Irgendwie hatte ich meinen Frieden mit Helmut Kohl gemacht. Natürlich, seine Verdienst um die deutsche Wiedervereinigung! Wer wollte die ihm wohl schmälern? Helmut Kohl am 9.11.99 am Brandenburger Tor, ein harmonisches Bild! Wo waren all die respektlosen Kommentare aus den 80er Jahren geblieben? Wo mein Entsetzen über die Abwahl eines sozialdemokratischen Bundeskanzlers im Jahre 1982? Eine niederschmetternde Vorstellung damals für mich: Der hanseatische Staatsmann wurde ersetzt durch einen merkwürdig zu groß geratenen Möchtegern aus Oggersheim.
Und da saß er nun im Kanzleramt, saß das eine und das andere Problem beharrlich aus. Gleichzeitig wurde er nicht nur politisch und körperlich immer stattlicher, sondern wahrscheinlich auch die schwarzen Geldpolster in der Schweiz, in Liechtenstein oder wer weiß wo noch, jedenfalls dort, wo die ehrenwerte Kreise ihr Geld zu parken scheinen. Da er wohl viel Zeit damit verbringen musste sich zu überlegen, wie man unauffällig das Geld wieder nach Deutschland zurückholen kann, blieben sinnvolle Reformen in den Jahren seiner Kanzlerschaft auf der Strecke, keine wegweisende Steuerreform, keine zukunftsfähige Rentenreform, kein nachfolgende Genera-tionen entlastender Abbau der Staatsverschuldung. Der Machterhalt war ihm wichtiger und dabei spielte ihm nicht nur die Geschichte am 9.11.1989 eine unverdiente Gelegenheit in die Hände, sondern offensichtlich auch viel Geld eine große Rolle.
Doch jetzt kommt nach und nach alles ans Tageslicht. Der Kaiser steht auf einmal ohne Kleider da, als einzigen Schutz nur noch ein vermeintliches Ehrenwort vor sich herhaltend. Aber auch dieses wird von Tag zu Tag durchsichtiger und was kommt zum Vorschein? Ein auf merkwürdige Art und Weise zu groß geratener, macht-besessener Provinzpolitiker aus Oggersheim. Nun stimmt- Gott sei Dank- mein Weltbild wieder.

3. CDU-Spendenaffäre

3.Leserbrief an den Tagesspiegel vom 13.12.1999 (nicht veröffentlicht)

Thema: CDU-Spendenaffäre

Vielleicht die Meldung des nächsten Jahres:
Wir haben uns 10 Jahre lang geirrt. Bei der Wiedervereinigung lief doch alles wie geschmiert.

2. Ergebnis der Koalitionsverhandlungen in Berlin ?

2. Leserbrief an den Tagesspiegel vom 2.12.1999 (nicht veröffentlicht)

Thema: Ergebnis der Koalitionsverhandlungen in Berlin ?

Nach dem Wahlergebnis war eigentlich nicht Gutes für Berlin zu erwarten. Keine eindeutige Mehrheit, für eine CDU-Alleinregierung reichte es nicht, an eine rot-grüne Mehrheit war nach den Stümpereien im Bund schon vor der Berliner Wahl nicht mehr zu denken. Falls man dem Wähler nicht baldige Neuwahlen zumuten wollte, blieb nur die Große Koalition übrig. Wie wohltuend hätte deren Start zum Wohle der Stadt sein können, wenn die SPD ihre Niederlage anerkannte hätte, indem sie sich nicht lange geziert hätte und in Verantwortung der Stadt gegenüber auf zügige Koalitionsverhandlungen gedrängt hätte. In diesen hätte sie mit dem einzigen Pfund wuchern sollen, das sie noch hatte, mit der konsequenten Haushaltskonsolidierungspolitik ihrer Finanzsenatorin. Die SPD hätte sich selbst auch einen großen Dienst erwiesen, wenn sie nicht um ihre Präsenz im neuen Senat gefeilscht hätte.
Aber nun ist es nach einigem Hin und Her nun doch anders gekommen. Das Feilschen machte man bis zum Verdruß auch jedes wohlmeinenden Betrachters. Und die Finanzsenatorin stellte man aufs Abstellgleis, eigentlich bei Berücksichtigung der Berliner SPD keine verwunderliche Entwicklung, zu viele in dieser Partei haben den Zusammenhang zwischen Haushaltskonsolidierung und sozialer Gerechtigkeit noch immer nicht begriffen oder wollen ihn anscheinend nicht begreifen. Wenn sie ihn nämlich begriffen hätte, hätte die SPD nie und nimmer auf das Finanzressort und Frau Fugmann-Heesing verzichten dürfen.
Womit will sich die SPD denn im neuen Senat profilieren?
Mit einem Stadtentwicklungssenator, der eigene Interessen über die der Stadt und wie die Zukunft zeigen wird auch über die der SPD gestellt hat.?
Mit einem Schulsenator, der nicht den Mut aufbrachte, für die von ihm nach Berlin geholte Finanzsenatorin zu kämpfen?
Mit einer Sozial-und Gesundheitssenatorin, die bisher in ihrer Amtszeit nur durch zwei Eigenschaften aufgefallen ist, nämlich dass sie aus dem Osten kommt und eine Frau ist?
Sollte die Große Koalition in dieser Zusammensetzung wirklich 5 Jahre halten – was der Stadt hoffentlich erspart bleibt- , dann werden die Früchte der Sparpolitik vermutlich der CDU in den Schoß fallen. Bis diese gereift sind, werden die SPD-Senatsmitglieder sich in ihren Ressorts mit den Sparzwängen herumschlagen dürfen.
Die dilettantische Rechnung der SPD, bei der nächsten Wahl davon profitieren zu können, dass die CDU die Finanzen verwaltet, wird nicht aufgehen, denn die SPD hat die letzte Wahl nicht wegen Frau Fugmann-Heesing verloren. Die nächste Wahl wird sie aber genau aus diesem Grund verlieren, sollte sie sich nicht doch noch eines Besseren besinnen.

1. Wiederaufbau des Stadtschlosses, Antwort auf Stefan Heym

1. Leserbrief an den Tagesspiegel vom 7.03.1999 (veröffentlicht)

Thema: Wiederaufbau des Stadtschlosses, Antwort auf Stefan Heym

Zunächst einmal in Abwandlung eines Stefan Heym sicherlich bekannten Zitats: Wer a sagt, muss nicht b sagen, er kann auch erkennen, dass b falsch ist. Also doch ein Schloss, schon allein der Ästhetik wegen, aber deshalb keineswegs einen Kaiser, weder einen von vorgestern noch einen von übermorgen.
Und dann noch eins: Das neue Schloss wäre nicht das alte, es könnte nur ein Schloss sein, das sich im dialektischen Sinne auf einer höheren Stufe der Entwicklung befände, denn die Negation der Negation, also des Palastes der Republik wäre nicht wieder das Schloss preußischer Könige oder deutscher Kaiser mit ihrem unseligen Anhang. Karl Liebknecht hätte dies vermutlich verstanden.
Es sollte und muss ein Schloss der Bürger und Bürgerinnen sein, indem auch unbequeme Geister wie Stefan Heym sich wieder finden können. Warum nicht in diesem Schloss auch Platz schaffen für eine Belegschaft, die die Heyms, Kästners, Heines, Tucholskys in unserer Gesellschaft repräsentiert? Damit dann nämlich die richtigen Leute die Linden langflanieren.