15. Kommentar von Giovanni di Lorenzo vom 4.2.03

15. Leserbrief an den Tagesspiegel vom 5.2.2003 (nicht veröffentlicht)

Thema: Kommentar von Giovanni di Lorenzo vom 4.2.03

Schröder hat in der Tat keine Wahl mehr. Ob er das verstanden hat? Äußerungen aus der SPD und den Gewerkschaften zeigen allerdings diesbezüglich völliges Unverständnis. Man meint immer noch, notwendige Reformen verschieben oder wenigstens verwässern zu können. Solange Schröder bereit ist, weiterhin auf diese Strukturkonservativen in den eigenen Reihen Rücksicht zu nehmen, solange wird die Wurstelei weitergehen; mit der Folge, dass die Arbeitsämter und auch die Wähler ihm eine bittere Quittung nach der anderen präsentieren werden. Sollte er allerdings seinen Genossen klarmachen, dass unsere Wirtschaft nicht unter zu viel Sozialabbau, sondern unter zu wenig Umbau des Sozialstaates leidet, könnte er beweisen, dass er doch noch nicht verbraucht ist und eigentlich schon immer mehr wollte, als nur einmal Bundeskanzler zu sein.

12. Verleihung der Louise-Schröder-Medaille an Daniela Dahn

12. Leserbrief an den Tagesspiegel vom 18.4.2002 (nicht veröffentlicht)

Thema: Verleihung der Louise-Schröder-Medaille an Daniela Dahn

Eine Schriftstellerin, die die Zustände in den stalinistischen Gefangenenlagern des Archipel Gulag mit der derzeitigen Situation von Arbeitslosen in der Bundesrepublik Deutschland auf eine Stufe stellt, weiß nicht oder will nicht wissen, wovon sie redet und worüber sie schreibt. Wer wie Daniela Dahn das Leid der durch den stalinistischen Terror Geknechteten mit dem Schicksal der in den schlafmützigen deutschen Arbeitsämtern Wartenden gleichsetzt, ist deshalb völlig unwürdig, eine Medaille zu erhalten, die nach einer aufrechten Sozialdemokratin benannt worden ist, die sehr wohl wusste, wovon sie sprach und worüber sie schrieb. Im Gegensatz zu ihren Nachfahren, die Daniela Dahn diese Medaille verliehen, ist Louise-Schroeder stets den politisch-moralischen Grundsätze der deutschen Sozialdemokratie treu geblieben.