Dauerkranke Lehrer

Leserbrief an den Tagesspiegel vom 12.10.07
Thema: Dauerkranke Lehrer

Das ganze System ist dauerkrank, von außen und von innen. Heruntergekommene Fassaden, verwahrloste Klassenräume, fehlendes Material, zu viele vom Elternhaus unzulänglich auf die Schule

vorbereitete Schülerinnen und Schüler, zu spät eingeleitete und nicht zu Ende gedachte Reformen, pauschale Arbeitszeitverlängerungen; kurzum: krank machende Zustände.

Diese kombiniert mit einer leistungsfeindlichen Bezahlung und einem Beamtenstatus, der die Unwilligen auf Kosten der Gesundheit der Engagierten schützt.

Ergo: Viel Arbeit für eine Expertengruppe beim Schulsenator, hoffentlich macht diese Arbeit nicht dauerkrank.

Michael Bannert

Die Lehre von Neukölln

24.Leserbrief an den Tagesspiegel vom 31.03.2006 (veröffentlicht)

Thema: Kommentar von Lorenz Maroldt vom 31.3.06

Diesem Kommentar ist nur noch wenig hinzuzufügen. Eiine Änderung an den Schulen wird nur zu erreichen sein, wenn man auch zu rigorosen Maßnahmen bereit ist. Deshalb sollte man insbesondere mit Härte gegen Eltern vorgehen, die nicht imstande sind, ihre Kinder ím Sinne unserer Wertegemeinschaft zu erziehen. Eine Kürzung bzw. vollständige Streichung des Kindergeldes wäre in diesem Fall mehr als angebracht. Vom eingesparten Geld könnten dann Erzieher, Sozialarbeiter und Lehrer eingestellt werden, die dringend für soziale Reparaturen benötigt werden.Vermutlich werden aber solche Vorschläge in Deutschland an denen scheitern, die auch jetzt noch nicht über ihren ideologischen Schatten springen können. Es muss wahrscheinlich noch viel schlimmer kommen.

Beitrag für das Abibuch 2005 – Gedanken zum Leistungskurs PW

2005
Beitrag für das Abibuch 2005
Gedanken zum Leistungskurs PW

Nicht mein erster Leistungskurs, aber wie jeder andere war auch er ein besonderer.
Nicht besonders war der Umstand, dass wir vor ungefähr 2 Jahren mit 18 Schülerinnen und Schülern starteten und jetzt am Anfang des 4. Semesters nur noch 13 übrig geblieben sind, eigentlich sind es 12, da ja später noch eine Schülerin dazukam. Wo sind die anderen geblieben? Ist das wirklich normal? 6 von 18, also 1/3, eine hohe Ausfallquote, mehr als in früheren Leistungskursen. Wer schwächelte hier, die Schülerinnen und Schüler oder ich vielleicht? Auf diese Frage gibt es viele Antworten. Natürlich auch Antworten, die auf individuellen Unzulänglichkeiten basieren. Sicherlich auch äußere Ursachen, ein Leistungskurs – jedenfalls einer in PW – ist mit 18 Teilnehmern zu stark besetzt. Weniger wäre hier sicherlich mehr.

Was aber nicht immer gilt. Und damit bin ich schon beim Positiven und beim Besonderen. Schüler können sicherlich nachempfinden, dass auch wir als Lehrer nicht in jeden Kurs, nicht in jede Klasse mit der gleichen Begeisterung gehen. Diesen Leistungskurs habe ich aber von der ersten Stunde an gerne unterrichtet und hätte mir statt der 5 Wochenstunden auch noch mehr Stunden vorstellen können, wenigstens 6 Stunden, so wie es vor vielen Jahren für einen Leistungskurs üblich war und immer noch vernünftig wäre.

Gerne hätte ich diesem Kurs noch mehr von den politischen und historischen Prozessen vermittelt. Wie viele Texte , wie viele Zeitungsartikel, wie viele Filmdokumente konnte ich aus Zeitgründen nicht einsetzen? Wie oft standen teils hitzige und interessante Diskussionen unter dem Zeitdiktat und wurden durch das Klingelzeichen abgebrochen. In der Tat, dieser Kurs war ein sehr lebendiger, ein sehr interessierter, auch wenn es bei dieser Feststellung kleinere individuelle Unterschiede gibt.

Noch etwas ist zu kurz gekommen. Trotz des Wunsches des Kurses gab es keine Kursfahrt. Dafür als Ersatz wenigstens einen historischer Sparziergang durch Berlin (auf den Spuren der Novemberrevolution), einen Besuch der Ausstellung „Fragen an die deutsche Geschichte“, eine Exkursion nach Potsdam (u.a. „Potsdamer Konferenz im Schloss Cecilienhof“) und einen Tagesausflug nach Dresden. Ich würde mich freuen, wenn der Kurs in Erinnerung behält, das alles in der Geschichte miteinander zusammenhängt. Es gibt in der deutschen Geschichte den unheilvollen Weg von der Ermordung Rosa Luxemburgs und Karl Liebknechts durch Rechtsradikale zum 30.Januar 1933 und in der Folge über die von Deutschen gelegte Blutspur durch Europa zur Zerstörung Dresdens und danach zum 8. Mai 1945 mit der folgenden Potsdamer Konferenz. Bei solchen Exkursionen können aber nicht nur Irrtümer und Fehler der Vergangenheit nachempfunden werden, sondern auch frühere und jetzige Leistungen und Erfolge in der deutschen Geschichte. Damit meine ich nicht nur den Wiederaufbau der Dresdener Frauenkirche , sondern auch die vielen positiven Veränderungen in Berlin seit dem 9.11.1989, die immerhin dazu führten, dass man in einem Kurs nicht mehr nur auf Schülerinnen und Schülern mit Westberliner Biographie trifft. Für meinen Kurs war das sehr belebend.

Für die Schülerinnen und Schüler meines Kurses wünsche ich mir, dass sie genügend Anregungen aus dem Unterricht mitbekommen haben mögen und bereit sind, auch nach der Schule sich mit dem einen oder anderen Buch zu politischen und historischen Themen zu beschäftigen. Aber auf alle Fälle hoffe ich, dass alle bei politischen Diskussionen nicht passiv bleiben, sondern sich selbst mit einbringen und das möglichst sachlich, so wie es ja im Kurs auch meist der Fall war. Ich weiß, dass das manchmal nicht leicht ist.
Und dann habe ich zum Schluss noch einen Wunsch. Wie schön wäre es, wenn wir bei einem Wiedersehen – vielleicht während eines Ehemaligentreffens – gemeinsam feststellen könnten, dass viele der Probleme, über die wir im Unterricht gesprochen hatten, inzwischen gelöst wurden und dass alle Schülerinnen und Schüler eine sinnvolle berufliche Perspektive gefunden haben.

22. Schüler fordern und fördern – Die Schule als Jammertal

22. Leserbrief an den Tagesspiegel vom 12.12.2004 (veröffentlicht)

Schüler fordern und fördern „Die Schule als Jammertal“ vom 8. Dezember 2004

Ein Zusammenhang wird immer geflissentlich übersehen bzw. falsch gedeutet, nämlich der zwischen Bildung und Sozialstaat. Schüler meines Leistungskurses „Politische Weltkunde“ haben es auf den Punkt gebracht: Je dichter das soziale Netz geknüpft ist, desto geringer das Bewusstsein und die Bereitschaft, sich um Bildung zu bemühen. Erst wenn Bildung auch von bildungsfernen Schichten wieder als wichtig für das eigene Leben und das ihrer Kinder erkannt wird, wird sich auch das Klima an den Schulen verbessern und in der Folge auch die Ergebnisse bei den PISA-Studien. Eltern und Schüler müssen stärker in die Pflicht genommen werden, auch durch Abbau des überfürsorglichen Wohlfahrtsstaates.

Michael Bannert, Lehrer an der Gabriele-von-Bülow-Oberschule, Berlin-Hermsdorf

18. Tarifabschluss im Öffentlichen Dienst

18.Leserbrief an den Tagesspiegel vom 3.07.2003 ( nicht veröffentlicht)

Thema: Tarifabschluss im Öffentlichen Dienst

Der weitgehend sinnvolle Tarifabschluss wird von einem gravierenden Schönheitsfehler begleitet. Die verbeamteten Lehrerinnen und Lehrer von der Rücknahme der Arbeitszeiterhöhung auszunehmen ist eine Unverschämtheit. Es wäre ein günstiger Zeitpunkt gewesen, endlich den Mut aufzubringen, die Lehrerarbeitszeit nach Fächern zu differenzieren, statt die diesbezüglichen bestehenden Ungerechtigkeiten noch weiter zu verfestigen. Das fehlende Geld für Einstellungen von jungen Lehrerinnen und Lehrern hätte man von den pensionierten Beamtinnen und Beamten nehmen können, indem man deren Weihnachtsgeld auf Null reduziert hätte. Das wäre für die Zukunft Berlins Jugend sehr sinnvoll gewesen.