Sitzen bleiben Herr Momper Präsident des Abgeordnetenhauses

November 2006

Thema: Der Präsident des Abgeordnetenhauses hat im ersten Wahl Klaus Wowereit zum Regierenden Bürgermeister erklärt, obwohl dieser nicht die erforderliche Mehrheit erhalten hat.

Sitzen bleiben

Wie viele PW-Kurse haben wohl die Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus in letzter Zeit im Unterricht behandelt und wie viele Schüler hätten vermutlich bei der Zahl 74 souveräner als Herr Momper reagiert? Was hat Herr Momper in den letzten Wochen gemacht? Auf diese Sitzung hat er sich offensichtlich nicht vorbereitet, weder alleine noch mit anderen zusam-men. Vielleicht sollte er besser sitzen bleiben, aber nicht auf dem Sessel des Parlamentspräsidenten. Dazu war dieser Vorgang zu wichtig und es schauen zu viele auf diese Stadt.
Michael Bannert (25.11.2006 18:05 Uhr)

Beitrag für das Abibuch 2006 – Gedanken zum Leistungskurs Mathematik

2006
Beitrag für das Abibuch 2006
Gedanken zum Leistungskurs Mathematik

Vor 2 Jahren stand ich vor der Aufgabe, nach mehr als 20 Jahren einen LK Mathematik zu übernehmen. Warum sich eigentlich nicht nach vielen Leistungskursen in PW einer neuen Herausforderung stellen, als Graph Zahl war ich ja schließlich lange genug in der Flasche, offensichtlich einer Rotweinflasche, was unschwer an der Gesichtsfarbe zu erkennen ist.
13 nette, wissbegierige Schülerinnen und Schüler und ein hilfsbereiter Kollege(Herr Gegusch nämlich) und dessen Geist im Hintergrund, das sollte doch zu machen sein. Bereits im 2. Semester deutete sich durch eine gemeinsame Klausur die zukünftige Entwicklung an, im dritten Semester wurde aus den zwei LK-Kursen ein Kurs mit nun 18 Schülerinnen und Schülern.
Nicht jeder/jede begrüßte diese Entwicklung, aber einen Vorteil hatte diese. Es gab bei den Klausuren keine Abstimmungsprobleme mehr. All die schönen Themen der Schulmathematik warteten nun gemeinsam auf uns. Übrigens weit mehr Themen als meine Generation in der Schule zu bewältigen hatte. Wahrscheinlichkeitsrechnung z.B., wer hatte das schon von uns Altvorderen in seiner Schulzeit. Also Anerkennung für all diejenigen, die sich mit unermüdlichem Fleiß und Sorgfalt den unzähligen Aufgaben stellten, und Dank insbesondere denjenigen, die mit ihrer Kreativität die manchmal entscheidenden Impulse gaben oder Rechnungen korrigierten, falls ich mich oder das Lösungsbuch sich auf dem mathematischen Holzweg befanden, den man schnell einschlagen kann, wenn man nicht präzise genug arbeitet, was nun leider für die Mathematik, in der es eben nicht nur um Zahlen geht, unerlässlich ist. Ja, in der Mathematik, der Königsdisziplin der Wissenschaften, gibt es viele Fallgruben, aus denen man sich nur mit Ausdauer und Fleiß wieder befreien kann. Wer das verstanden hat, der hat auch verstanden, dass die Mathematik und die Beschäftigung mit ihr mehr sein können als nur schnöder Unterricht.
Übrigens, Mathematik und Frühstücken müssen nicht unbedingt eine nichtleere Schnittmenge ergeben, dennoch ist es nicht für jeden von uns notwendig und/oder hinreichend, sich bereits beim Frühstück mit Mathematik zu beschäftigen. Alles zu seiner Zeit. In der Tat, es gibt auch ein Leben außerhalb der Mathematik, für dieses wünsche ich allen viel Glück und Erfolg.

Beitrag für das Abibuch 2005 – Gedanken zum Leistungskurs PW

2005
Beitrag für das Abibuch 2005
Gedanken zum Leistungskurs PW

Nicht mein erster Leistungskurs, aber wie jeder andere war auch er ein besonderer.
Nicht besonders war der Umstand, dass wir vor ungefähr 2 Jahren mit 18 Schülerinnen und Schülern starteten und jetzt am Anfang des 4. Semesters nur noch 13 übrig geblieben sind, eigentlich sind es 12, da ja später noch eine Schülerin dazukam. Wo sind die anderen geblieben? Ist das wirklich normal? 6 von 18, also 1/3, eine hohe Ausfallquote, mehr als in früheren Leistungskursen. Wer schwächelte hier, die Schülerinnen und Schüler oder ich vielleicht? Auf diese Frage gibt es viele Antworten. Natürlich auch Antworten, die auf individuellen Unzulänglichkeiten basieren. Sicherlich auch äußere Ursachen, ein Leistungskurs – jedenfalls einer in PW – ist mit 18 Teilnehmern zu stark besetzt. Weniger wäre hier sicherlich mehr.

Was aber nicht immer gilt. Und damit bin ich schon beim Positiven und beim Besonderen. Schüler können sicherlich nachempfinden, dass auch wir als Lehrer nicht in jeden Kurs, nicht in jede Klasse mit der gleichen Begeisterung gehen. Diesen Leistungskurs habe ich aber von der ersten Stunde an gerne unterrichtet und hätte mir statt der 5 Wochenstunden auch noch mehr Stunden vorstellen können, wenigstens 6 Stunden, so wie es vor vielen Jahren für einen Leistungskurs üblich war und immer noch vernünftig wäre.

Gerne hätte ich diesem Kurs noch mehr von den politischen und historischen Prozessen vermittelt. Wie viele Texte , wie viele Zeitungsartikel, wie viele Filmdokumente konnte ich aus Zeitgründen nicht einsetzen? Wie oft standen teils hitzige und interessante Diskussionen unter dem Zeitdiktat und wurden durch das Klingelzeichen abgebrochen. In der Tat, dieser Kurs war ein sehr lebendiger, ein sehr interessierter, auch wenn es bei dieser Feststellung kleinere individuelle Unterschiede gibt.

Noch etwas ist zu kurz gekommen. Trotz des Wunsches des Kurses gab es keine Kursfahrt. Dafür als Ersatz wenigstens einen historischer Sparziergang durch Berlin (auf den Spuren der Novemberrevolution), einen Besuch der Ausstellung „Fragen an die deutsche Geschichte“, eine Exkursion nach Potsdam (u.a. „Potsdamer Konferenz im Schloss Cecilienhof“) und einen Tagesausflug nach Dresden. Ich würde mich freuen, wenn der Kurs in Erinnerung behält, das alles in der Geschichte miteinander zusammenhängt. Es gibt in der deutschen Geschichte den unheilvollen Weg von der Ermordung Rosa Luxemburgs und Karl Liebknechts durch Rechtsradikale zum 30.Januar 1933 und in der Folge über die von Deutschen gelegte Blutspur durch Europa zur Zerstörung Dresdens und danach zum 8. Mai 1945 mit der folgenden Potsdamer Konferenz. Bei solchen Exkursionen können aber nicht nur Irrtümer und Fehler der Vergangenheit nachempfunden werden, sondern auch frühere und jetzige Leistungen und Erfolge in der deutschen Geschichte. Damit meine ich nicht nur den Wiederaufbau der Dresdener Frauenkirche , sondern auch die vielen positiven Veränderungen in Berlin seit dem 9.11.1989, die immerhin dazu führten, dass man in einem Kurs nicht mehr nur auf Schülerinnen und Schülern mit Westberliner Biographie trifft. Für meinen Kurs war das sehr belebend.

Für die Schülerinnen und Schüler meines Kurses wünsche ich mir, dass sie genügend Anregungen aus dem Unterricht mitbekommen haben mögen und bereit sind, auch nach der Schule sich mit dem einen oder anderen Buch zu politischen und historischen Themen zu beschäftigen. Aber auf alle Fälle hoffe ich, dass alle bei politischen Diskussionen nicht passiv bleiben, sondern sich selbst mit einbringen und das möglichst sachlich, so wie es ja im Kurs auch meist der Fall war. Ich weiß, dass das manchmal nicht leicht ist.
Und dann habe ich zum Schluss noch einen Wunsch. Wie schön wäre es, wenn wir bei einem Wiedersehen – vielleicht während eines Ehemaligentreffens – gemeinsam feststellen könnten, dass viele der Probleme, über die wir im Unterricht gesprochen hatten, inzwischen gelöst wurden und dass alle Schülerinnen und Schüler eine sinnvolle berufliche Perspektive gefunden haben.

22. Schüler fordern und fördern – Die Schule als Jammertal

22. Leserbrief an den Tagesspiegel vom 12.12.2004 (veröffentlicht)

Schüler fordern und fördern „Die Schule als Jammertal“ vom 8. Dezember 2004

Ein Zusammenhang wird immer geflissentlich übersehen bzw. falsch gedeutet, nämlich der zwischen Bildung und Sozialstaat. Schüler meines Leistungskurses „Politische Weltkunde“ haben es auf den Punkt gebracht: Je dichter das soziale Netz geknüpft ist, desto geringer das Bewusstsein und die Bereitschaft, sich um Bildung zu bemühen. Erst wenn Bildung auch von bildungsfernen Schichten wieder als wichtig für das eigene Leben und das ihrer Kinder erkannt wird, wird sich auch das Klima an den Schulen verbessern und in der Folge auch die Ergebnisse bei den PISA-Studien. Eltern und Schüler müssen stärker in die Pflicht genommen werden, auch durch Abbau des überfürsorglichen Wohlfahrtsstaates.

Michael Bannert, Lehrer an der Gabriele-von-Bülow-Oberschule, Berlin-Hermsdorf

Beitrag zur Festschrift zum 100-jährigen Bestehen der Gabriele-von-Bülow-Oberschule

2002
Beitrag zur Festschrift zum 100-jährigen Bestehen der Gabriele-von-Bülow-Oberschule

Berlin-Exkursionen

Karl Friedrich Zelter an Goethe

Endlich, ganz ehrlich gesprochen,
wisst Ihr Herren in der Ferne
doch alle nichts von Berlin,
wo, wie aller Orten,
eine lebendige Gegenwart jede Vorstellung
und Gedanken Lügen straft. (1810)

Es muss in der Mitte der achtziger Jahre gewesen sein. Das Jahr weiß ich nicht mehr, aber es war im Sommer und es war sommerlich warm. Eine ganz besondere Fortbildung wartete auf mich, aber nicht nur auf mich. Herr Dr. Vogler, damaliger Fachbereichsleiter für PW und Erdkunde, rief und ein erlesener Kreis des besagten Fachbereiches machte sich auf den Weg gen Osten, genauer gesagt gen Ost-Berlin, der Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik.. Wir wollten auf einer Lehrerexkursion auch die mehr oder weniger unbekannte Hälfte unserer Heimatstadt kennen lernen, mit dem Ziel später selbst Schülergruppen durch Ost-Berlin führen zu können. Diese Art der Vorbereitung war für mich eminent wichtig, denn was wusste ich denn bis zu diesem Zeitpunkt über Ost-Berlin? Schemenhafte Kindheitserinnerungen – Weihnachtsmarkt in Ost-Berlin, Sportveranstaltungen im Stadion der Weltjugend, früher Walter-Ulbricht-Stadion und nur wenige private Ausflüge seit dem Berlin Abkommen von 1972. Hatte ich mich eigentlich früher intensiv mit der Geschichte Berlins auseinandergesetzt? Hatte ich Berlin in meinem Denken nicht auf den westlichen Teil der geteilten Stadt reduziert? Was wusste ich eigentlich über das Berliner Stadtschloss? Gendarmenmarkt? Nein, der hieß doch damals Platz der Akademie! Französischer Dom? Neue Wache? Staatsoper? Kronprinzenpalais? Bebelplatz? Wasserturm auf dem Prenzlauer Berg? usw. Viele bisher nie gestellte Fragen sollten mir und vermutlich auch anderen Exkursionsteilnehmern an diesem Sommertag beantwortet werden.

Akribisch hatte Herr Dr. Vogler die Exkursion vorbereitet. Nicht nur, dass er sich eine Route durch Ost-Berlin
für uns zurecht gelegt hatte. Er versorgte uns zusätzlich mit Kärtchen im DIN A8 Format, die katalogmäßig durchnummeriert waren und stichwortartig wesentliche Informationen zu historisch interessanten Plätzen; Straßen, Bauwerken, Denkmälern usw. enthielten. Auf diese Art bestens vorbereitet konnten wir uns während der Stadtwanderung auf die zahlreichen mündlichen Zusatzhinweise konzentrieren.

Mit schnellen Schritten – Herr Dr. Vogler stets voran – eilten wir durch die Stadteile Mitte und Prenzlauer Berg und damit durch die Berliner und deutsche Geschichte, teils damit auch durch die Weltgeschichte
Auch für uns leibliches Wohl war gesorgt. In der Schönhauser Allee mussten wir uns in Gruppen aufteilen, weil das Gaststättenangebot sehr übersichtlich war. Die DDR hatte den Sprung in die Dienstleistungsgesellschaft irgendwie verpasst. Möglicherweise hat Marx darüber erst im 3.Band des Kapitals geschrieben und wer hat den schon gelesen, geschweige denn verstanden. Vielleicht waren aber auch zu viele damit beschäftigt, unsere Truppe beim Gang durch die Geschichte zu begleiten und zu beobachten, sodass genügend Personal dort fehlte, wo es eigentlich gebraucht wurde. Parallelen zur heutigen Zeit fallen mir dabei schon ein.

Nach der leiblichen Stärkung konnten die Kärtchen mit dem Buchstaben Z wie Zentrum weggelegt werden, die mit einem P wie Prenzlauer Berg waren jetzt gefragt. Den Stapel mit S wie Spandauer Vorstadt ( für Nichteingeweihte: ein Teil des Bezirkes Mitte, nördlich des mittelalterlichen Kerns Berlin gelegen) wartete noch auf uns. Ich weiß gar nicht mehr, ob wir das alles noch an einem Tag abgelaufen sind? Wahrscheinlich: Denn wie aufgezogen schritt Dr. Vogler voran. Und das war auch gut so, besonders für mich. Diese Fortbildung war für mich die Initialzündung, mich gründlicher mit der Geschichte Berlins zu beschäftigen und selbst Gruppen durch Ost-Berlin zu führen. Zunächst waren es vornehmlich Schülergruppen, 10.Klassen und PW-Kurse. Die Organisation war alles andere als leicht. Da die DDR das Monopol auf Massenveranstaltungen hatte, durften die Schülergruppen nicht mehr als 8-10 Schüler umfassen. Jeder musste also einen Passierschein, besser gesagt einen Berechtigungsschein für die Ausstellung eines Visums zum Zwecke eines eintägigen Aufenthaltes in der Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik beantragen. So war das damals. Und was machte man mit den Schülern, die noch nicht 16 Jahre alt waren und keinen eigenen „Passierschein“ beantragen durften? Die kamen als Kinder auf meinen eigenen Passierschein. Manchmal waren das erstaunlich viele. Aber die Mitarbeiter der DDR-Post (Vier-Mächte- Status), die die Anträge entgegennahmen, ließen diesbezüglich keinerlei anerkennende Gefühlsregung erkennen. Mit stoischer Ruhe bearbeiteten sie die Anträge.

Auf das weitere Procedere hatte ich mich inzwischen eingestellt. Grenzübergang war immer der S-Bhf. Friedrichstraße, manchmal wollte der „Bruder“ Grenzbeamter auch wissen, wie so ein westliches Lunchpaket denn aussähe. Und dann welche Enttäuschung, es war doch nur Leberwurst und weder Schusswaffen noch illegal eingeführte Scheine der DDR-Mark. Die letzte Tür am Bahnhof´ Friedrichstraße, die einen dann nach allen Kontrollen in die Ost-Berliner Freiheit und Luft entließ, war übrigens immer eine andere. Man kann andere auch immer solange in die Irre führen, bis man selbst nicht mehr weiß, wo es langgeht.

Stadtwanderungen sind sowieso schon anstrengend, mit Schülern vielleicht noch mehr, aber in Ost-Berlin sollten noch die Abgase der Zwei-Takter ihren unverkennbaren Beitrag leisten, so dass sich oft, jedenfalls bei mir, Kopfschmerzen einstellten. Der Wunsch, das Arbeiter- und Bauern-Paradies wieder zu verlassen, wurde dann nach mehreren Stunden Ausflug in die Welt des Sozialismus so virulent, dass es mich in den spät- nachmittäglichen Stunden immer wieder zum Tränenpalast drängte. Da drängelten stets noch mehr Ausreisende (so hieß man selbst als in Berlin Geborener) und warteten. Ich hatte folglich Zeit zum Resümieren: Was war alles passiert? Was muss ich in den obligatorischen Bericht für das Schulamt schreiben? Etwa, dass Schüler den Zorn von Vopos erregten, weil sie mit Kreide eine Nachricht im Nikolaiviertel auf dem Gehweg hinterlassen hatten ( so was gehört sich doch auch nicht ), oder, dass Schüler meinten, in der DDR könne man doch ganz schnell reich werden, wenn man nur einen „VEB Wasserwaage“ gründete (zuviel Markt- und zuwenig Planwirtschaft unterrichtet). Die Besuche im Centrum-Warenhaus am Alex kamen mir in den Sinn. Dort versuchte ich das „Ostgeld“ aus dem Zwangsumtausch auszugeben. Wie viele Tuschkästen und Malblöcke habe ich wohl in den Jahren gekauft? Manchmal war auch eine kleine Spende für den anti-imperialistischen Kampf noch drin, denn schließlich war ja 68 noch nicht so lange her. Besser war es aber, im Palast-Hotel noch ein Radeberger auf die wieder mal gelungene Exkursion zu trinken.

Über die Jahre war es eine interessante Zeit. Aber im Mai 1989 reichte es mir dann. Ich wollte nicht mehr rüber. Wieder nur Leberwurst, wieder sommerliches Wetter, wieder verharren an Ampeln für die Nomenklatura, die mir mit ihren schwedischen Edellimousinen beweisen musste, dass sie einen noch größeren Volvo hatten. Zum Schluss natürlich wieder Kopfschmerzen (von der Physis her war ich offensichtlich für den real existierenden Sozialismus nicht geeignet) und dann noch stundenlanges Warten am Tränenpalast. Mit mir nicht mehr, das war im Mai 1989 mein Entschluss.

Und dann kam doch alles ganz anders. Keine Berechtigungsscheine mehr, keine Kontrollen, keine Tuschkästen, keine Kopfschmerzen, nur die Leberwurst blieb, aber unentdeckt. Die Mauer war weg und ich lief und lief durch Ost-Berlin; nein das war jetzt nicht mehr Ost-Berlin, das war das alte, wieder gewonnene Zentrum Berlins. Vieles gab es jetzt zu entdecken und ich nahm fortan –wie gehabt- wieder die Schüler mit auf diese Entdeckungstour. Sicherlich nicht unbedingt im Sinne der Schüler, aber ganz bestimmt in deren Interesse,. auch wenn einige das vielleicht erst später verstehen werden. Aber so ist das nun mal in unserem schönen Beruf.

Denn gibt es eine spannendere Stadt als Berlin? Gibt es noch eine andere Stadt, über die man schon immer sagte kann, dass sie nie ist, sondern immer nur wird. Vieles hat sich hier schon verändert und vieles wird sich noch verändern, auch wenn das zu viele in Berlin immer noch nicht begriffen haben. Es scheint mir, als ob aber viele der Menschen, die ich seitdem beruflich oder privat durch Berlin geführt habe, das Positive dieser Veränderungen eher sehen als die Alteingessenen und ehemals Eingemauerten. Zu den Schülerinnen und Schülern unserer Schule sind unsere ausländischen Gäste bei den Stadtexkursionen dazu gekommen, Gäste aus Schweden und aus Polen vornehmlich. Privat waren es inzwischen nicht nur Menschen aus Deutschland, sondern auch aus Frankreich, England, Italien, Brasilien, Australien und aus den USA.

Die Kärtchen von damals habe ich noch. Zu ihnen haben sich über die Jahre viele Bücher über Berlin gesellt, denn alles im Leben benötigt ein ausreichendes Fundament. Zum Glück hört das Lernen, auch das Lernen über die eigene Stadt nie auf. Hin und wieder begleiten mich einige Kolleginnen und Kollegen bei den schulischen Exkursionen. Einem bin ich aber bei meinen vielen Exkursionen nie mehr begegnet: Herrn Dr. Vogler. Ver-mutlich eilt er – wenn seine Schulleitertätigkeit ihm das zulässt – auch heute noch durch das neue und alte Berlin und ganz bestimmt könnte ich immer noch einiges von ihm dabei lernen so wie damals in den 80er Jahren. Bis heute denke ich dankbar und schmunzelnd an diesen Tag zurück, einen der unzähligen im Leben der Bülow-Schule, einen für mich aber sehr wichtigen.